Mantel nähen - ein Mammutprojekt

Schon die Stoffauswahl war schwierig. Warm soll er halten, wird ja ein Wintermantel. Kunstfaser? Bloß nicht. Und um Himmels Willen nichts Kariertes oder Gestreiftes, bei dem man noch aufpassen muss, dass an den Nähten alles perfekt aufeinander trifft. Mit dem Nähen eines Mantel habe ich mich schon gewaltig aus meiner Komfortzone gewagt. Da wollte ich diese Schikane nicht noch obendrauf. 

Alle Onlineshops, die ich durchforstet habe, hatten nicht, was mir vorschwebte. Dem  örtlichen Stoffhändler hatte ich schon gar nicht zugetraut, dass er meinen Wunschstoff im Sortiment hat. Aber genau da habe ich den Stoff gefunden, der mir perfekt schien, einen  Wollwalk Doubleface in tiefem Rot mit blauem Unterton. (Ich weiß, sieht auf den Fotos anders aus). Kein Muster und schön dick. Wobei ich inzwischen zweifel, ob er für niederrheinische Winter nicht schon zu dick und warm ist. 

Der Schnitt ist Susan von Pattydoo. Nur keine unnötigen Komplikationen, den hatte ich schon mal aus Softshell genäht. Sollte also laufen. 

Lief dann aber doch ziemlich schleppend. Schnittanpassungen, von denen ich beim Nähen der Softshelljacke nicht mal wusste, dass es sie gibt, haben mir meinen Zeitplan zerbröselt. Im Rücken über eine eingefügte Mittelnaht Weite rausnehmen, damit sich in meinem Hohlkreuz nicht so viel Stoff staut, war easy. Aber eine FBA? Ich habe meinem eigenen Maß nehmen nicht getraut und mich mit Probeteilen zeitraubend Schritt für Schritt an die richtige Anpassung rangetastet. 

Und dann die Knopflöcher in dem dicken Stoff! Davor hatte ich richtig Bammel und habe reihenweise Knopflöcher probegenäht. Letztendlich sind sie nicht so geworden wie geplant und halten meiner eigenen Kritik nicht unbedingt stand. Aber jetzt ist es auch wurscht. Es sind welche drin. 

Begonnen habe ich Anfang Dezember. Davon, den Mantel im Dezember fertig zu bekommen, habe ich mich schnell verabschiedet. Ein aufwendiger Schnitt aus dickem Stoff näht sich nicht so runter wie ein Tshirt. Und ein Futter sollte der Mantel auch noch bekommen.

Nach gelungenen Nähabschnitten war auch immer erstmal Pause. Erfolge wollen schließlich gefeiert werden. Und das Nähzimmer musste immer wieder entfusselt werden. Während der Mantelnähphase hundertdrölfzig mal. Jesses, Schnittkanten von Wollwalk fusseln wie blöde. Die Tische waren flächendeckend mit feinen Fädchen übersät, der Boden davon so rutschig, dass ich mich wie Bambi auf dem Eis gefühlt habe. 

Aber der Mantel sollte auf jeden Fall diesen Winter fertig werden und nicht als Ufo irgendwo im Schrank verschwinden. Meine eigene Deadline war Ende Januar. Das habe ich so gerade noch geschafft. Am 31. Januar habe ich die letzte Naht gesetzt. 

Und damit geht's dann zu Me Made Mittwoch, dem inspirierendsten Laufsteg der Welt, zu Maika und Janet, Elfi und Creativsalat