17. Juni 2018

Bonjour Tristesse - der bunte Vorgarten stirbt aus

Immer, wenn ich durch unser Wohngebiet fahre, könnte ich heulen. Alle Nase lang verschwindet ein grüner, blühender Vorgarten. Alle Pflanzen werden rausgerissen und durch triste Steine ersetzt. Im allerbesten Fall ragt vereinzelt ein Strauch aus dem monotonen Grau. Mit dem ökologischen Nutzen dieser paar in Form getrimmten Sträucher ist es nicht weit her.


Wieso zieht diese unglückselige Mode eigentlich so weite Kreise?  
Bloß möglichst wenig Arbeit und jederzeit alles tipp topp, sprich sauber und ordentlich. Aber ein Garten ist doch kein Wohnzimmer. Ein Garten ist ein Stück lebendige Natur. Wir beklagen das Insektensterben und entziehen ihnen doch immer mehr Lebensraum und Nahrungsquellen.


Gott sei Dank gibt es Städte, die dem Insektensterben entgegen wirken. Vorreiter ist Xanten. Hier müssen Vorgärten in Neubaugebieten bepflanzt werden. Nur Gehwege und Stellflächen in dürfen in vertretbaren Maßen gepflastert werden.  Auch die Weseler CDU möchte gegen die Steingärten vorgehen. Bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Städte nachziehen.



Ich brauche was Blühendes rund ums Haus. Gerne viel. Bei mir darf auch hier und da sogenanntes Unkraut wachsen. Meine Beete sind nicht akribisch von Blättern befreit und glatt geharkt. Dafür besuchen uns Scharen von Vögeln. Im Gebüsch wohnen Igel. Ein Eichhörnchen kommt mehrmals am Tag und schlägt sich den Bauch mit Erdnüssen voll. Wir haben richtig dicke, fette Regenwürmer und ... leider auch Schnecken. Massenhaft. Die scheinen aus den unwirtlichen Gärten alle zu uns abgewandert zu sein. 










Nacktschnecken sind nur ganz wenige dabei, aber unglaublich viele Schnecken mit Häuschen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass diese Schnecken keine nennenswerten Schäden im Garten anrichten. Kann denen das bitte mal einer sagen?! Ich habe mich gewundert, warum meine Million Bell an der Hauswand immer weniger wird. Bis ich so ein Exemplar erwischt habe, wie sie mein Blümchen abraspelt. Die Topinnambur hatten eine Zeit lang jeden Morgen mindestens ein Blatt weniger. Und das sind große Blätter. Eine Gurkenpflanze haben die Biester in nur einer Nacht komplett vernichtet. Grrrr.

Andererseits liefern die Häuschen-Schnecken schöne Deko. An Muscheln und leeren Schneckenhäusern kann ich nicht vorbei gehen. Neulich konnte ich einer Schnecke sogar beim Eier legen zusehen. Solche Erlebnisse stimmen mich dann wieder ein klitzekleines bisschen milder.

Der Post geht zu GartenwonneKarminrot